Gleich zu Beginn dieses neuen Kapitels rund um den Incal erleben wir Antiheld John Difool ein weiteres Mal bei dem Versuch sich zu erinnern und mit dem Erinnern ist das halt so eine Sache in unserer schnelllebigen und reizüberfluteten Zeit:
20 Jahre ist es her, dass der -nennen wir ihn mal- Urzyklus der Incal-Saga sein Ende (im Anfang) fand und seitdem zu Recht als Meilenstein der Comickunst gilt. Difools Jugend sowie diverse Nebenserien (Meta-Barone,Techno-Väter) wurden darauf von verschiedenen Zeichnern -aber immer unter Jodorowskys federführender Autorenhand- ersonnen und weitergesponnen. Vor mittlerweile auch schon wieder gut zehn Jahren nun folgte ein weiterer Difool-Band der Erstbesetzung Moebius/Jodo mit dem Titel „Nach der Katharsis“, vom Rezensenten damals aus verschiedenen Gründen schnell ins Regal verbannt; zum einen glichen sich zu der Zeit Moebius' und Girauds' Zeichenstiel gerade auf eine unschöne Art und Weise an, mit dem Effekt, dass sowohl die realistischen (Blueberry) als auch die fantastischen Arbeiten einen neuen für mich als störend empfundenen cartoonhaften Touch bekamen, auch Jodorowskys zumeist sehr unterhaltsames „Alles ist nichts, Nichts ist Alles, Du bist Nichts, Du bist Alles“-Geschwurbel wirkte in dem Band zu bemüht und überladen um einen wirklich zu fesseln, zum anderen blieb der Band einem ja eh erstmal ein Ende schuldig.
Das alles nun soll Erklärung, wenn auch keine Entschuldigung dafür sein, warum dem Rezensenten erst sehr spät aufging, weshalb ihm die Geschichte des neuen Bandes so verdammt vertraut hätte vorkommen müssen, ist sie doch nur eine leicht variierte Neuversion des Katharsis-Bandes von vor zehn Jahren ( „Comicleser erinnere dich !“):
Benthacodon, ein Techno-Vampir nutzt eine weitere Präsidentenklonung um sich eben dieses Präsidenten zu bemächtigen und plant fortan, alles organische Leben im Universum (Jodorowsky denkt universell..) zu zerstören bzw. durch tote Materie zu ersetzen, einziger Lichtblick und Hoffnungsträger ist mal wieder der nichtspeilende und mit sich selbst ( Jodorowsky denkt spirituell..) hadernde John Difool.
Abgesehen vom anfänglichen, etwas seitenschindenden Dauergefalle Difools lässt sich dieser zweite Versuch doch ganz vielversprechend an, Ladrönn (Hip Flask, Elephantmen) reiht sich problemlos in die ausnehmend überdurchschnittlich gute Zeichnerriege der Serie ein und auch die textliche Überarbeitung erhöht den Lesespaß.
Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass das neue Gespann zügig nachlegt, um mich vor der Peinlichkeit zu bewahren, 2019 einen möglichen dritten Anlauf wieder wie den Ersten abzufeiern. McNutz