Wie der erste Eindruck doch täuschen kann... Für Mystery habe ich ja eher wenig bis nix übrig, also war ich mir nach dem Durchschmökern der ParaCon-Leseprobe sicher, dass der Don't lie to me... kein Manga für mich ist.
Damit sich aber das mit der Neulieferung erhaltene Leseexemplar nicht allein des nächtens im Unfug fürchtet, nahm ich's mal mit nach Hause und führte es da seinem Verwendungszweck zu. Die 1920er mag ich nämlich ganz gern (kaum zu glauben, dass die jetzt schon hundert Jahre her sein sollen!) und finde diese Epoche in Japan nochmal extra spannend, weil da noch so viel mehr Lametta (a.k.a. traditionelle Lebensweise) war.
Ein kleiner Trost also – wenn mich schon die Handlung kalt lässt, wird's wenigstens was auf die Augen geben.
Los geht's: Die junge Kanoko Urabe verlässt ihre Heimat, weil sie dort zu einer Außenseiterin geworden ist. Mit ihrer Fähigkeit, Lügen am Klang der Stimme zu erkennen, eckt sie nur an. Das ernst- und gewissenhafte Mädchen, trifft auf Soma Iwai, einen semi-sympathischen, verpeilten Schmarotzer, der jedoch mit einer außergewöhnlichen Beobachtungs- und Kombinationsgabe gesegnet ist. Urabe und Iwai bringen gemeinsam Licht in das rätselhafte Verschwinden des kleinen Nachbarsjungen und werden ein Team, dem es schließlich gelingt, einen ersten richtigen Fall an Land zu ziehen.
Soviel zur Story. Das alles ist flott und flüssig erzählt, augenschmeichelnd gezeichnet und mit ein paar netten Slapstick-Einlagen gewürzt. Jetzt zum Titel. Paranormal fand' ich an diesem Manga... gar nix. Kein Klopfen in der Wand, keine aus dem Regal fallenden Bücher, keine Stimmen aus dem Nichts. Oder geht das nur mir so, dass ich bei paranormal an Geister und Grusel denke?
Na gut, die Art, wie Kanoko den Lügen "auf die Spur kommt" ist
sicher alles andere als normal. Vielleicht wird es ja in Band 2 gruseliger – ich werde das auf jeden Fall ausprobieren. Und warum Consultant? Aber genug genörgelt.
Hier lieber noch einige Highlights, die mich beim Lesen erfreut haben:
1) Kanoko kommuniziert in erfrischender Weise 'auf Augenhöhe' mit ihren Gegenspielern. Ohne eine burschikose Energiewalze zu sein, steht sie mit beiden Beinen im Leben und weiß sich in ihrer Umgebung entschlossen zu behaupten. Schön, wenn man sich um die Protagonistin mal keine allzugroßen Sorgen machen muss.
2) In einer Straßenszene ist ein Mann im Kimono mit Fedora zu sehen. Grandiose Mischung.
3) In Kapitel 3 habe ich gelernt, dass man in Japan bei der Geburt nach herkömmlicher Zählweise bereits 1 Jahr als ist. Ein wirklich interessanter Ansatz. Wer hat sich eigentlich ausgedacht, dass Neugeborene null Jahre alt sind? Als würden sie fertig aus einem 3D-Drucker ploppen...
Zum guten Schluss mein gar nicht mehr so überraschendes Fazit:
Wer – wie ich – die Mangas von Kaoru Mori (Emma, Young Bride's Story) mag, wird auch ParaCon sehr gern lesen. Zumindest ab Kapitel 3. Wer sich von diesem Manga wohligen Grusel verspricht, wird vorerst enttäuscht. Aber kann ja noch werden. ;-)