Das war eine der ewigen Weisheiten von Richie, der leider mehr als einmal begeistert von einem Film erzählte. Den er vor "etwas längerer Zeit" gesehen hatte. Und der tatsächlich ein "klein wenig anders war" als in seiner Erinnerung. Oder in seiner mitreißenden Nacherzählung! Gerade wenn Richies Erzählung und Begeisterung diesen Wunsch nach einem gemeinsamen Kinobesuch erst entfacht hatte, konnte das dann beim gemeinsamen Ansehen des Films peinlich auffallen.
Tödlich für das berühmte zweite Date. (Achtung Spoiler: Brazil ist KEINE romantic-comedy!)
Aber Richie war bis zuletzt felsenfest davon überzeugt, dass die Filme (korrigiere: die Geschichten) massiv dadurch gewinnen würden, wie er sie nacherzählte. Das seine Erzählungen eigentlich DIE Geschichten waren, die in Film gegossen werden sollten. Ohne Kompromisse mit Studio, Regisseur, Schauspielern, Kritikern - und der ganzen blöden Realität-des-Filmemachens!
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Der Band "Love - Der Fuchs" kommt komplett ohne Text aus, was ja auch Sinn macht: Es kommen ausschließlich Tiere vor und die kommunizieren nun mal nicht verbal. (Egal was Disney sagt. Oder Haustierhalter mit einseitig telepathischen Fähigkeiten.)
Aber Tiere agieren durchaus auch ohne Worte miteinander. Jagen, Kämpfen, Fressen, Töten und so. Wenn man dieses Buch zusammen mit Kind liest (korrigiere: "erzählt", ist ja kein Text bei), dann folgt man zwar dem Fluß der Geschichte über ihre Bilder - hat aber eine wunderbare Gelegenheit seine eigene Erzählweise zu entwickeln.
Wenn man das Buch vorher nicht selbst komplett gelesen hat, ist es machmal etwas kritisch. ("Überlebt das blöde Vieh jetzt diese Aktion oder ist es auf der nächsten Seite platt? Habe ich gleich ein heulendes Kind mit Erklärungsbedarf an meiner Seite?")
Manchmal muss man die Geschichte nachträglich etwas anpassen. (Irgendwann im letzten Drittel: "Und dann hat der Fuchs … oh schau, es ist eine FÜCHSIN … na dann heisst sie wohl nicht Oskar… nennen wir sie…"
Kind: "Oskar!"
Eltern: "Ja gut natürlich, die Füchsin Oskar, also-" usw)
Aber wenn man sich darauf einlässt das Buch zusammen zu entdecken, dann ist es eine wunderbare Reise. Für Eltern und Kind! (Richie wäre sehr einverstanden.)
Nachtrag:
Mein dreijähriger Sohn liebt dieses Buch und hat es als SEINS adoptiert. Meine achtjährige Tochter findet es zu gruselig…
Der eine Arbeitskollege (keine Kinder) meint das sei viel zu harter Stoff, das könne man keinem Kind zumuten.
Der andere Arbeitskollege (dreijährige Tochter) erklärt sein Kind wisse sehr wohl, dass die Fischstäbchen früher mal Fische waren und allgemein wie das Essen aussah, bevor es "Essen" wurde und das wäre ok.
Aber wie man daraus jetzt eine Altersfreigabe/Empfehlung bastelt weiss ich auch nicht.
euer JULES