Als Aussteller stört mich der Mangel an Werbung für eine Veranstaltung, die zwar zum wiederholten Mal stattfindet, aber an einen neuen Ort gezogen ist.
Resultat war eine geringe BesucherInnenzahl und entsprechend wenig Umsatz und Kontakt zu potentiell interessiertem Publikum. Erschwerend kam auch noch die dürftige Anbindung ans öffentliche Verkehrsnetz hinzu.
Als positiv möchte ich anmerken, dass das ZineFest nicht dem Trend gefolgt ist, aufs sichere Terrain des Ostteils von Berlin zu flüchten.
Als Person hat mich bereits am Empfang abgestossen, dass mit mir selbstverständlich englisch gesprochen wurde.
Später habe ich am Stand mit viel Freude meine Französischkenntnisse wieder aufgefrischt und mit internationalen BesucherInnen englisch gesprochen - keine Frage.
Aber dass die Herren/Damen/Personen der Organisation, die sich so viel Mühe mit der politischen Korrektheit geben, nicht im Stande sind mit mir in der Landessprache zu kommunizieren, finde ich CHAUVINISTISCH!
Den Rest hat mir allerdings die „Safer Space Policy“ gegeben, die am Eingang auslag und die uns Ausstellern auch vorab per E-Mail zugesandt worden war. Darin sind wohlmeinende Vorschriften im Umgang mit Mitmenschen aufgeführt, bei denen ich mich ernsthaft gefragt habe, mit welchen TrottelInnen ich da wohl in einem Saal sitzen werde, dass denen minutiös mitgeteilt werden muss, auf wie viele Arten man/frau/person Menschen nicht beleidigt darf. Wahrscheinlich um die Ernsthaftigkeit dieser Vorschrift zu demonstrieren, wurde mein Standnachbar - ein sympathischer Punk aus Frankreich - zum Gespräch gebeten, weil sein Ohrschmuck (Tunnel/Plug) sich Attribute einer anderen Kultur zu eigen machen würde und er den Schmuck deshalb doch zu verbergen hätte. Mein Nachbar quittierte dies folgerichtig mit „…ich werde mein Gesicht nicht für Euch verändern…“ und räumte mit seiner Partnerin den Stand.
Dergestalt angewandt, schlangen gut gemeinte Regeln fürs Zusammenleben in groteske Spiessigkeit um!
Ich zitiere aus dem Begrüssungsheft:
„Als Zinefest Berlin Orga-Team behalten wir uns das Recht vor, Menschen, die gegen unsere Safer Space Policy verstossen, zu bitten, sich mit ihrem Verhalten auseinanderzusetzen und dieses zu ändern.“
- na, dann macht mal!!!
Dieser Artikel bildet ausschliesslich meine persönliche Meinung und nicht die allgemeine Ladenmeinung ab,
Bert Henning