U-Comix 183 ist eingetroffen und damit die Fortsetzung einer Magazinlegende aus den 80ern.
Und es ist losgegangen!
Bei der vorschnellen Aburteilung der zweiten neuen U-Comix-Nummer ( die erste gabs gratis am Gratis-Comic-Tag) muss man sich unbedingt vergegenwärtigen, dass der Inhalt der früheren Ausgaben qualitativ grosse Unterschiede aufwies und nicht jedem jedes Heft gefiel, was einem im rosa gefärbten Rückspiegel nicht mehr so auffällt… Dominierte mal Sheltons Kifferhumor, schwangen bald Gotlib oder Edika das Szepter und mit ihnen tobte blanker Nonsens durchs Heft. Oder erinnern wir uns an die Horrorgeschichten von Foerster… Weiss jemand, was der tolle Gerd Bauer heuer so treibt?
Schon beim Durchblättern des neuen Heftes fällt die Geschlossenheit des Erscheinungsbildes auf, die Appetit auf den Inhalt macht. Dieser hat sich leicht vom Horror in Richtung Funny verschoben, was meinen Geschmack trifft. Besonders gut hat mir die alberne Geschichte von René Lehner gefallen, der für mich die würdige Nachfolge eines Edika darstellt. Graphisch wie immer ganz weit vorne mit dabei: Bela Sobottke, der mit souverän platzierter Schmuckfarbe und zeichnerischer Eleganz brilliert, die zwischen Frank Miller und S. Clay Wilson changiert. …und dann ist der Kerl auch noch witzig! An Gilbert Shelton, der bereits in der Nummer 182 mit dabei war und sich sympathischer Weise aufgedrägt hatte, kann man sehen, wie die Zeit vergangen ist. Seine Geschichten, die mich neben Gerd Seyfried als Jugendlicher selbst zum Griffel haben greifen lassen, sind mit ihrer Kifferparanoia nicht mehr zeitgemäss und müssen bei jungen Lesern, die mit ihrem Dorfpolizisten gemeinsam einen durchziehen, Stirnrunzeln verursachen! Wie richtig ist da die Entscheidung des Verlegers, sich auf neue Zeichner zu verlassen. Deshalb hausen jetzt Zombies und allerlei anderes Untotes im U-Comix.
Anfang der 80er Jahre wollte kein anderer Verleger diese gewagten Geschichten drucken! Heutzutage sind Drogen, radikale Politik oder Sex verschiedenster Ausrichtung längst vom Mainstreamkatalog der grossen Verlage absorbiert, solange man damit Geld machen kann. Was mal Underground war, existiert nicht mehr.
Ist deshalb ein Heft wie U-Comix überflüssig?
Ich sage: Nein!
Was, wenn der Graben wie in der Musik zwischen U ( =Unterhaltung) und E ( =Graphic Novel) verläuft? Und in U-Comix jene Kräfte wirken, die ihr Augenmerk auf jene Sorte Spass legen, die einer kommenden Generation von Zeichnern jenen Schwung und Mut auf den Weg geben, die für die Wiedergeburt dieses U-Comix' Pate standen?
Dann werden wieder Leser von heute Zeichner von morgen sein!
So soll das sein!
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