Danach ist der Keks gegessen und jedes weitere Kind berichtet, dass sie AUCH im Zoo waren! Zoo ist easy. Da kann man prima drüber plappern, die Erzieherinnen finden es toll - jedesmal aufs neue - und die Kumpels staunen. Ehrlich gesagt ist mir schleierhaft wie der Berliner Zoo und der Tierpark jemals rote Zahlen geschrieben haben sollen!
Es ist natürlich hochgradig unfair Kinder in dem Alter schon unter Leistungsdruck bzgl. sinnvoll genutzter Freizeit zu setzen. Geht aber noch schlimmer. Wenn die Kinder in die Schule kommen. So ab der dritten Klasse müssen sie nicht mehr jeden Montagmorgen erzählen sondern einen kompletten Aufsatz SCHREIBEN!
Jeden Montag. "Mein Wochenende". Echt jetzt.
Wäre meine neunjährige Tochter ehrlich, so wäre es recht kurz:
"Dieses Wochenende hab' ich ausgeschlafen und war total faul. Hin und wieder hatte ich Stress mit meinem Bruder, aber er fängt immer an! Danach hatte ich manchmal etwas Stress mit Mama und Papa. Aber die kriegen sich auch schnell wieder ein. Dann habe ich was DVD geguckt und was am Rechner gespielt. Und als ich wieder aufgewacht bin, war auf einmal Montag."
Natürlich nicht jedes Wochenende. Aber es gibt durchaus Wochenenden, da würde so ein Text ganz prima treffen (zumal er sogar das geforderte Minimum von 6 vollständigen Sätzen schafft). Ist sogar wiederverwendbar! Generisch! Abstraktion! Könnte man wahrscheinlich noch bis in die Teenager-Jahre hinein wiederverwenden! Obwohl man diesen Text ab einem gewissen Alter um Sätze bzgl. Drogenkonsum & unpassende Freunde ergänzen sollte.
Also, selbst wenn unser PISA-gestählter Nachwuchs seit frühester Jugend dazu angehalten wird zu reflektieren was sie alles ERLEBT haben und wie TOLL das war - und das sogar SCHRIFTLICH festhalten. Ich denke mal, das wird sich mit fortgeschrittenem Alter [d.h. so ab der 8.Klasse] wieder auswachsen.
Erinnerungen fremder Leute liest man ja entweder in Erwartung einiger guter Anekdoten, spannender Geschichten, seltener in Erwartung großer Erkenntnisse wie eine schlimme Lebenskrise überwunden wurde und noch seltener in Erwartung einer Erklärung/Schilderung wie sich geschichtlichen Ereignisse aus der Sicht der Dabei-Gewesenen angefühlt haben.
(Wenn unsere Kinder nach mehreren Jahren Training eines gelernt haben, dann das es nicht nonstop superinteressante Dinge zu berichten gibt.)
Fil: Pullern im Stehn - Die Geschiche meiner Jugend Rowohlt Taschenbuch 9,99 € |
Tusch! Trommelwirbel!! Auftritt der Elefanten!!!
… seine Memoiren angekündigt!
Werde ich das lesen?
Aber sicher!
Ich mag den Humor!
Natürlich (s.o.) hoffe ich auf ein paar saftige Anekdoten, derbe Witze & gepflegte Ohrklatscher für Vollpfosten allerorten.
Ich meine, der Mann ist Comic-Autor & Comic-Zeichner für meine Peer-Group! Aber auch für Teenager und Kinder!
Der kann auf der Bühne einen ganzen Saal zum Kochen bringen, der schreibt Opern und führt sie sogar vor mehr als drei Zuhörern (Mama, Oma, Geisel) auf!
Der ist ein ziemlich fieser Cartoonist, der PC immer noch für das Gegenteil von Apple hält! Gut, das habe ich jetzt fröhlich reinprojiziert, hab den Mann nie persönlich getroffen. Aber "politically correct" sind seine Werke nicht!
Obwohl -
Vielleicht ist da doch noch etwas mehr, als nur ein paar gute Witze & Anekdoten.
Ich meine Marylin Monroe war ihrerzeit auch recht frustriert, weil alle sie nur für eine Sexbombe hielten - und mehr nicht.
Vielleicht -
ist da doch noch mehr dahinter? [An dieser Stelle folge ich trotz schriftlichem (!) Verbot des Autors dem Link zu einem großen Online-Bücher-Versand-Riesen und werfe einen Blick in die Inhaltsangabe]
Aha!
Der Autor hat mit 10 Jahren bereits einen Schreibwettbewerb der Berliner Morgenpost gewonnen (mutmaßlich trug sein Beitrag NICHT den Titel "Mein Wochenende" und umfasste auch mehr als 6 VOLLSTÄNDIGE Sätze). Er veröffentlichte mit 14 Jahren seine ersten Comics in der ZITTY (echtes Multitalent) und gewann als Teenager 6 Monate Kreuzfahrt in der Nordsee, sponsort by Jugendamt.
Oookeyyy.
War wohl doch nicht ganz die Waldorfkita-Kindheit bis zur Hochschulreife mit Eurythmie, Namentanzen, Schüßler-Salzen, Globuli und Zeugs.
Wo ist der denn groß geworden?
Aha. Märkisches Viertel. Siebziger Jahre. Beton. Punk. Raumschiff Berlin.
Kein Wunder, dass der Mann Humor entwickelt hat.
Ich werd's lesen.
Mit vorfreudigen Grüßen,
Jules