Mittwoch, 26. Oktober 2022

selbstgemacht 2: Darryl Openworld

Darryl kann was. Nämlich schreiben. Und von unserer, der Grey World, in die White World überwechseln. Dazu muss er die Glyphen finden, magische Portale, die an bestimmten Orten erscheinen und die nur ganz, ganz wenige Menschen sehen können.

Darryl Openworld 
(c) Splitter

Die White World, auch Openworld genannt, ist nicht wie unsere. Zunächst einmal gibt es in ihr magische Wesen und man reist auf Monorails oder mit Zeppelinen durch die Gegend. Der beste Freund und Helfer des jungen Journalysten (jaja, richtig gelesen, in der White World wird so einiges mit y buchstabiert) ist ein gülden gefiederter Adler, der mit seinen Kamera-Augen Fotos machen kann. 

Alles schön plüschig in dieser Welt, ein wenig viktorianisch, kurz: Steampunk meets ... nee, nicht wirklich Harry Potter. Denn auch wenn Darryl Waise ist, ist er kein Zauberlehrling. Aber es gibt sehr wohl Wesen in der Openworld, die zaubern können. Darryls magic wand hingegen ist sein Stift, mit dem er sich seine investigativen Erkenntnisse notiert, um daraus dann später meysterhaft seine Artykel zu verfassen. 

Und noch eine besondere Fähigkeit hat er – er kann Geister sehen. Denn Dean, sein bester Freund, fristet sein spektrales Dasein zwischen den beiden Welten, seit er als Teenager unter ungeklärten Umständen starb. Julianne, die dritte Hauptfigur im Bunde, ist mit beiden befreundet. Vielleicht mit Darryl etwas mehr als mit Dean... aber das steht auf einem anderen Blatt. Auf jeden Fall hat sie herausgefunden, wie man Dean unter die Lebenden zurückholen kann. 

Sie ruft ihn zu sich, um ihm die exorbitant guten Neuigkeiten mitzuteilen. Das Unterfangen ist nicht ganz ungefährlich, also zögert Dean zunächst. Aber er ist schon lange in Julianne verliebt und würde ALLES dafür geben, sie mal richtig berühren zu können. Da scheint es schon gar nicht mehr sooo abwegig, seinen Bestie dafür hinter's Licht zu führen. Und das aufs Opulenteste bebilderte Abenteuer beginnt ... 


(c) Splitter

Nach dem Club der drei Schwestern eine Graphic Novel für (junge und echte) Erwachsene zu übersetzen, war SUPER – damit wurde aus der Frage "Würde eine Zwölfjährige sowas sagen?" eher ein "Wie redet denn bitte ein Farfadon, pardon, Farfalon?". Ein paar der Namen habe ich angepasst – neben dem besagten Feenwesen wurde auch aus Croqueruche Crockhive oder aus den Nocturleurs Nocturlen.

Mich dabei etwas am Englischen zu orientieren fand ich nur schlüssig, da der Grey-World-Teil der Geschichte in Nordamerika angesiedelt ist. Jetzt würde ich natürlich gern wissen, wie das englische Übersetzy das gelöst hat. Nur für "Openworld" (im Original Ouvremonde und zugleich Darryls Nachname), kam ich zu spät, das war schon gesetzt. Schade, wie ich finde. Denn der tire-bouchon ist ja auch nicht der zieh-Korken, sondern der ... ? Und der ouvre-boîte macht die Dose nicht zu, sondern ... ?

Richtig. Obwohl Weltöffner sicher NICHT die Entsprechung der Wahl gewesen wäre. Aber genau diese Tüftelaufgaben finde ich ungemein reizvoll. Und neben der Namensfindung war auch die komplexe Story eine schöne Herausforderung. Teil der Übersetzungsaufgabe ist da ja erst einmal zu verstehen, was Phase ist. Und es dann nicht wieder gleich zu verraten. Sondern schön dosiert, wie das Original. Dabei hilfreich war auch ein Blick in die Romanvorlage. 

Denn die Graphic-Novel Darryl Ouvremonde ist das Spin-Off zu einem von Olivier Péru geschriebenen Jugendbuch. 2017 ist der Wälzer in Frankreich erschienen und erstaunlicherweise bis heute (noch?) nicht ins Deutsche übersetzt. Denn das gute Stück ist schon ein Kracher. Olivier Péru maacht da eine hochkomplexe Welt auf, ziemlich düster und mystisch und gruselig ... das sollte sich doch eigentlich auch gut bei deutschen Teenies verkaufen?