Samstag, 8. Januar 2011

Daniel Clowes - Wilson [Eichborn] Melancholie als Lebenskonzept?


Erfreulicherweise hat mit Daniel Clowes einer der ganz Großen des melancholischen Comics gegenwärtig eine Renaissance in Deutschland. Wilson erscheint bei Eichborn und David Boring bei Reprodukt. Clowes erzählerisches Genie wurde durch die Verfilmung seines Comics Ghost World (mit der damals noch völlig unbekannten Scarlett Johansson) weltbekannt.

Er kann ohne Zweifel als der Woody Allen der gezeichneten Geschichten bezeichnend werden. Sein Personal ist eigensinnig, sozial auffällig und nicht selten neurotisch.

Und genau in diese Kerbe schlägt auch der Protagonist seines nun in deutsch vorliegenden Comics. Wilson ist ein melancholischer Eigenbrötler, ein moderner Egomane ohne ausgeprägte Bindungsfähigkeit oder soziale Emphatie.

Er macht seinen Mitmenschen das Leben durch seine Launen und Grillen zur Hölle, ist besserwisserisch, selbstvergessen und nur durch seiner eigenen Weltsicht begeisterbar, alleine sein Hund bereitet ihm Vergnügen, an Menschen hat er schon lange jegliches Interesse verloren.

Wilson funktioniert als Fortsetzungsgeschichte, in 70 Einzelseitenstrips kartographiert er das Leben und Leiden eines einsamen Mittvierzigers, der sich nach dem Tod seines Vaters auf die Suche nach seiner Exfrau begibt.

Hierbei entdeckt er dass er eine halbwüchsige Tochter hat und in einer plötzlichen Anwandlung von Geselligkeitssinn will er die Familie wieder zusammenbringen - ein Versuch, der nur fürchterlich scheitern kann.

Clowes gelingt es, in diesen lakonischen, tragischen Comic, eine Figur zu entwickeln, die man nicht so schnell vergessen wird, es wird eine berührende Geschichte erzählt, frei von Plüschigkeiten und Verniedlichungen. Er seziert die Einsamkeit des nur vordergründig zufriedenen Egomanen leise, aber kaltblütig und vermisst somit den Sehnsuchtsraum eines jeden Einzelnen nach Geborgenheit und Halt völlig neu.

Die Stripsammlung lebt von ihrer absurden Komik, bei der sich Wilson immer weiter ins soziale Abseits rückt, weil er jegliche Begabung eingebüßt hat sich auf andere Menschen einzulassen oder ihnen nur zuzuhören.

Der eloquente Welterklärer ist so gesehen nur ein blinder Tor, der jegliches Maß verloren hat. Und gerade das Nichtauflösen dieses Konfliktes macht diesen Comic zu etwas besonderem. Käuflich erwerbbar ist diese wunderbare Lektion in Demut in beiden Filialen für 19,95 Euro (HC).

"Real Life Superheroes"...


Er sieht aus, als käme er gerade von einem Film-Set! Phoenix Jones reiht sich neben Spider-Man und Batman ein, allerdings enstammt dieser Superheld der Realität. Gemeinsam mit acht weiteren bildet er die 'Real Life Superheroes', einen Kreis von Leuten, die bewaffnet und in Kostümen auf Verbrecherjagd gehen. Nun bekommen Phoenix Jones und seine Crew ein wenig mehr Aufmerksamkeit, denn dem maskierten Wohltäter ist es gelungen, einen Autodieb bei seiner Tat in Seattle zu stellen und in die Flucht zu schlagen noch ehe der Besitzer die Polizei rufen konnte. Dass die Superhelden mit Elektro-Schockern und Pfefferspray durch die Gegend laufen dürfte der Justiz nicht unbedingt gefallen. Kurios ist, dass er sich ausgerechnet hinter einer Geheimtür in einem Comic-Laden verkleidet. 'Kick-Ass' lässt grüßen, man kann nur hoffen, dass die Sache den Herren nicht über den Kopf wächst.