Montag, 19. Dezember 2022

mal wieder ein Manga: He's expecting

Was wäre, wenn auch (cis-)Männer Kinder bekommen könnten? In diesem Manga erweist sich das Gedankenspiel deutlich interessanter als zunächst angenommen. Oder hat mich da die brave Covergestaltung mal wieder in die Irre geführt?

 
(c) Tokyopop

Kento Hiyama ist ein erfolgreicher Angestellter und Single, was ihm auch gerade ganz gut passt. Plötzlich stellt er fest: Er ist von einem seiner One-Night-Stands schwanger. Das ist erst einmal harter Tobak für ihn, kennt er doch nieman(n)den in seinem Umfeld, der allein ein Kind bekommen hat. Schnell steht für ihn fest, dass er abtreiben wird. 

Doch eine OP und die dafür erforderlichen Fehltage auf Arbeit sind gerade nicht drin... wie soll er sich entscheiden? Und wie wird sein Arbeitgeber überhaupt auf die Neuigkeit reagieren? Mit dem Fortschreiten seiner Schwangerschaft lernt er neue Leute kennen, die alle auf die eine oder andere Art mit einem ähnlichen Thema konfrontiert sind. 

Mizuki Kawabata bekommt auch ein Kind, allerdings von ihrem Freund, der sich jedoch nicht von seiner Frau trennen kann. Oder will? Auch sie muss sich mit dem Gedanken anfreunden, bald alleinerziehend zu sein. Tsubasa ist noch in der High School. Auf dem Schulweg bekommt er in der Bahn mit, wie seine Kumpels sich über den schwangeren Kento lustig machen. Was sie nicht wissen: Auch Tsubasa war schwanger, weil er beim Sex mit seiner Freundin Satomi nicht konsequent verhütet hat. 

Seine Eltern bestehen auf einer Abtreibung, die Beziehung der beiden Teenager wird danach nie wieder so sein wie davor. Einige weitere Charaktere lasse ich jetzt mal unter der Tastatur stecken, was ich mit Vorstehendem illustrieren wollte ist, dass Eri Sakai aus den Einzelschicksalen einen plausiblen Plot webt, dem man gern folgt. Besonderes Highlight ist für mich Aki Seto, Kentos One-Night-Stand. Die hätte vielleicht nichts gegen eine Beziehung mit Kento einzuwenden, aber Kinder stehen definitiv nicht auf ihrem Lebensplan. 

Nach dem ersten Schock (und der Erkenntnis, dass sie wie so viele Männer auf die Neuigkeit reagiert hat), stellt sie sich ihrer Verantwortung. Und siehe da – seit nicht nur Frauen schwanger werden können, beginnen sich die Dinge zu ändern, in der Arbeitswelt und in der Gesellschaft. Auch wenn die Autorin die biologische Seite komplett unerklärt lässt, finde ich das Gedankenspiel sehr spannend und die möglichen Konsequenzen plausibel erzählt. 

Schade, dass der Manga erst zehn Jahre nach seinem Erscheinen in Japan hier bei uns angekommen ist!