45 Tage Sommerferien. 45 Tage!
Als Lehrerin hat man es gut. Wenn man verreist, ein Haus baut oder 7 Kinder zu versorgen hat. Als Lehrerin, die ihre Ferien Zuhause verbringt, hat man es noch besser, weil der Quitzi aus dem Groben Unfug dieses Mal dafür sorgte, dass ich während dieser Zeit der Rekreation ein neues Themenfeld bewandern durfte: Mangas.
Keine Ahnung von Comics (Mickey Maus und Fix und Foxi, Asterix & Obelix als Grundwissen) nahm ich Anfang der Ferien das große Paket entgegen. Und war total baff: 8 Bände! 8 Bände bunt bezeichnet, allein die einzelnen Portraits auf jedem Band sorgten für neugierige Blicke und machte Hoffnung auf ein Ferienabenteuer.
Recherchiert hatte ich noch in den nächsten zwei Stunden, dass Pluto ein Manga- Thriller von Naoki Urasawa ist. Als Vorlage nahm der Autor sich wohl Astro Boy von Osamu Tezuka. Demnach ein ziemlich dicker Fisch, wie ich las und folglich mit Argwohn erwartete.
Grob zusammengefasst geht es in dieser Gesichte um eine zukünftige Gesellschaft, die in Frieden mit Mensch und Roboter lebt. Alles läuft in seinen Bahnen, alle sind glücklich, jeder hat seinen Platz gefunden. Vorherrschend in der Hackordnung der Roboter sind die 7 größten und anerkanntesten Roboter der Welt.
Jeder mit eigenen Vorzügen, jeder deswegen geachtet und nicht zuletzt bewundert. Soweit alles sehr harmonisch. Wenn es da nicht eine böse Macht gäbe, die es sich offenbar zum Ziel setzt, alle diese mächtigen Roboter zu zerstören. Ein deutscher Inspektor mit dem tollen Namen 'Gesicht' nimmt sich, in Düsseldorf stationiert, der Fälle an und reist somit in viele Erdteile. Wir begleiten ihn beim Lesen dabei und fassen es an vielen Stellen nicht.
Urasawa schafft es, immer wieder völlige Verblüffung, tiefe Enttäuschung, herzliches Lachen, staunendes Betrachten der Zeichnung in Kombination zu setzen mit dem dringenden Wunsch, alles sofort bis zum Ende zu lesen. Mehrere Erzählstränge sorgen dafür, dass man kurzzeitig verwirrt ist. Aber das macht gar nicht, denn es geht immer in einem derart schnellen Tempo voran, dass sich die Frage von eben gleich wieder beantwortet mit dem Satz 'Ach, egal. Das passt schon zusammen.' So zumindest mein Eindruck.
Während ich in der Zeit des Lesens und auch kurz danach mit Freunden und Bekannten über Roboter und das Verhältnis zu Technik und Emotion diskutierte, festigte sich immer mehr der Wunsch, endlich zu wissen, wie die höchst spannungsbogenhaltende Geschichte zum Ende findet.
Dort dann endlich angekommen, klingt es aus in einem fast orgiastischem Fragezeichen, Hilflosigkeit durch Einfachdastehenlassen aber im Einklang mit dem wohltuenden Gefühl, die Quintessenz dieses Werkes weiter ausdiskutieren zu müssen und in Verbindung zu treten mit Menschen aus meinem Umfeld und deren Ansichten. Die haben nicht schlecht gestaunt, als ich plötzlich mit Robotertheorien ankam.
Und während ich also abtauchte in die neue Welt, machte ich mir ein paar Notizen, um nichts zu vergessen, um all das zu erwähnen, was ich Euch während des Lesens schon dringend mitteilen wollte.
Diese wie folgt:
- Wo fange ich denn an zu lesen? Hinten? Welche Bilderfolge muss ich denn nehmen?
- Wie schön: jeder Band beginnt mit sorgsam colorierten Bildern!
- Ach schade, jetzt wird’s schwarzweiß.
- Wow! Wie fein gezeichnet das ist!
- Was für eine schöne Idee: in der Zukunft lebt es sich harmonisch und friedlich.
- Warte mal, sieht der nicht aus wie Gesicht? Wer ist das denn nochmal?
- Wie bitte?! Der stirbt?
- Hach.
- Würde ich auch einen Roboter heiraten?
- Haben die eigentlich Sex? Haben die Roboterväter denen Orgasmen programmiert?
- Och nö. Nicht der auch noch tot.
- Fantastisch detaillierte Darstellung und Zusammenbringung von Städten unserer Zeit mit denen der Zukunft.
- Liebevoll gezeichnete Charaktere.
- Der ist aber hübsch!
- Ist das eine Roboterfrau oder ein Robotermann?
- Ich weine.
- Verstehe ich jetzt nicht.
- Da muss ich jetzt aber mal den Quitzi fragen, wie der Urasawa das hier meinte.
- Ich hab's verstanden!
- Das muss jeder lesen. Das ist Bildung.
Danke, lieber Quitzi. Für wunderschöne Ferien und eine noch schönere, neue Welt für mich: voll mit Mangas.
Und das Beste:
Ich konnte heute schon in meiner Klasse einer Schülerin, die Mangas zeichnet und großer Fan ist, diese 8 Bände empfehlen. Cool!
Und auch hier noch ein großes DANKE an Carlsen!