Mittwoch, 31. Juli 2013

My Little Pony … "ganz, ganz fieser, rosa, Schleim"

Wir haben uns heute intensiv mit der Panini-Vorschau für die Monate September|Oktober 2013 beschäftigt - und uns ist besonders ein Titel ins Auge gesprungen:


Wir haben da gleich drüber geredet. Auch mit Kunden & Kundinnen. Und gerade erhielten wir diese Mail:
"My Little Pony" … Uhmmm.
Meine Tochter wird es lieben.
Und natürlich kaufe ich es ihr.
Aber.
Bist du dir sicher?
Du weißt schon, dass "My Little Pony" Ultra-Trash ist, oder?
Es gibt genau EINEN Ableger (eine gutgeschriebene Serie unter dem Label "Friendship is Magic"), der in den ersten 2 Seasons eine wirklich nette Cartoon-Serie für Mädchen UND Jungs ist.
Danach haben sie wohl die Autoren ausgetauscht und es geht den Bach runter…
Aber die restliche Welt von "My little Pony" ist ganz, ganz fieser, rosa, Schleim.
Ansteckend.
Bleib da bloss weg von.
Wir haben euch gewarnt!

P.S. Wenn jemand von euch (trotzdem) die limitierten Ausgaben möchte -> bitte schnell melden! Die sind nämlich wirklich ziemlich limitiert!

emails von JULES… heute: "Die Kinder des Kapitän Grant"

Der feine Unterschied zwischen "Urlaub" und "Ferien" wurde mir seinerzeit von meinem Vater bei einem Griechenlandaufenthalt nahegelegt: "Urlaub" waren die 30 Tage, die meiner armen Mutter [Bauzeichnerin] pro Jahr zustanden und damit war jeder einzelne Tag überaus kostbar. Dagegen waren "Ferien" das, was von uns Kindern im Sommer für 6 Wochen verplempert wurde (nicht zu vergessen den Nachschlag im Herbst, Weihnachten, Winter, Ostern usw).

Wenn also "Urlaub" und "Ferien" für eine Familienreise zusammenfielen, dann wäre das Mindeste was wir Kinder tun könnten, uns dankbar am Programm zu beteiligen ("14 von 30 kostbaren Tagen").

Mein Gegenargument war dann meist, dass Griechenland zur Mittagszeit nun mal verdammt warm ist und diese toten Steine gerne auch später am Tag besichtigt werden können. Wir sollten darüber hinaus auch niemandem Rechenschaft schuldig sein, ob wir Zeit "verplempern"! (Mein Vater war übrigens Lehrer, hatte subjektiv mehr als 30 Tage und meine Mutter hatte eigentlich eine recht entspannte Haltung zum Verplempern.)

Die Zeit vergeht, ich bin mittlerweile urlaubskontigentsmäßig im Bereich meiner Mutter angelangt [30 Tage] und umgeben von Wiedergängern meines Vaters bezüglich der Ansprüche [Prenzlauer Berg: Pekip, "Baby-Schwimmen", "Instrumenten-Karussell", Ballett/Fußball/Karate/Sport-Kurs, Englischkurs, Theaterkurs, Klavierstunde - haben wir alles - Baby-Malkus, Chinesisch-Kurs, Baby-Yoga und noch viel mehr, gibt es zwar auch hier im Angebot, aber …]. Der Alltag dieser Kinder ist überfrachtet mit Angeboten, Forderungen, Anreizen - kein Tag darf vergeudet werden!

Und der Urlaub? Da gab es interessanterweise die Modeidee "Weltreise mit den Kindern knapp bevor sie in die Schule kommen". Ernsthaft. Die gleichen Helikopter-Mums, die sonst ihre total überbehüteten Kleinen keine Minute aus den Augen ließen, jeden Tag zuplanten, sie zu jedem dieser Termine hinkutschierten. Die gleichen Supermütter, die allen Ernstes den Notarzt riefen, wenn ihr Liebling am Wochenende einen bösen Husten hat [Privatpatient! Wahre Geschichte!].

Diese Mütter schwärmten reihum davon, wie förderlich es für die kognitive Entwicklung ihres Sprösslings sei, nahezu ein Jahr unterwegs zu sein. Ich kenne keine Familie persönlich, die wirklich gefahren ist. Aber viele die knapp vor der Einschulung davon schwärmten.


Alexis Nesme
Die Kinder des Kapitän Grant - Band 1


Splitter Verlag
Hardcover | DIN A4 | 48 Seiten in Farbe
978-3-86869-578-6
13,80 Euro

(Band 2 soll im September erscheinen)
Um zum Punkt zu kommen:

Das Buch "Die Kinder des Kapitän Grant" handelt in vielerlei Hinsicht von einer anderen Zeit.

Einer Zeit ohne "all-inclusive-Freßchen&Bildung"-Reisepaketen geschnürt von Veranstaltern. Einer Zeit ohne Reiseversicherungen und Klagen über Nachlass wegen "nicht hinnehmbarer Mängel" (falsche Entfernung zum Strand / Zimmer zu klein / Essen doof / Einheimische doof / alles doof / Anschlussflug verspätet). Einer Zeit ohne Kreuzfahrtschiffe, die eher einer mobilen Käfighaltung mit minimaler Berührung zu anderen Kulturen ähneln. Einer Zeit ohne in Stein gemeisselte Vorstellungen, wie ein gelungener Urlaub auszusehen hat

Dieses Buch handelt von der Vorstellung einer laaaangen Reise. Einer Idee von Großzügigkeit: Loszufahren - ohne alles im Voraus planen zu können oder zu müssen. Ohne sich um Budgets zu kümmern, weder finanziell noch zeitlich. (Gut, alle Protagonisten tragen Tierköpfe [Tiger, Bären, Frösche usw]. Das mag schon ein Hinweis sein, wie realitätsbezogen die Geschichte ist.)

Aber was nachhallt ist die Lässigkeit, mit der der unerwartete Fund einer alten Flaschenpost zu einer Expedition führt, an der natürlich alle teilnehmen dürfen. Und wenn unerwartet ein blinder Passagier auftaucht? Dann darf der natürlich weiter mitfahren. Natürlich hat er auch keine anderen Verpflichtungen.

Natürlich hat der Schirmherr auch Geld wie Heu, mit dem er nicht angibt. Was die Sache aber ungemein vereinfacht.
Ist also Geld der Schlüssel?
Nein. In diesem Buch ist Neugier der Schlüssel.
Nachzusehen, was hinter der nächsten Ecke ist.
Oder eine Vergnügungsjacht nicht nur bauen zu lassen, sondern sie auch zu nutzen und von weit draussen zu angeln.
Und eben einen sehr großen Fisch nicht nur zu angeln, sondern auch aufzuschneiden.
Und nachzusehen, was drin ist.
Und wenn dann eine Flasche drin ist, diese auch zu öffnen.
Und wenn in dieser Flasche drei Pergamente sind, jedes für sich unverständlich - dann diese auch zu entschlüsseln.
Und wenn sich diese als Hilferuf entpuppen - dann auch die Vergnügungsjacht zu einer Rettungsmission umzurüsten -
- und dann Patagonien!

Jules Verne, auf den sich dieses Buch explizit bezieht, hatte seinerzeit genau diese Neugierde auf das, was "hinter der nächsten Ecke liegt" erfasst. Und die Sehnsucht, die dazu gehört. Das bezieht sich nicht nur auf frühe Science Fiction! Das ist immer noch aktuell und sehr, sehr lesenswert.

Viele Grüße,
euer Jules