Dienstag, 3. Juli 2012

F R I N G E - Eine "Mystery Crisis auf endlosen Erden" ...

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Ich liebe die TV- Show FRINGE, enthält sie doch viele Story-Elemente, die mir an bestimmten Science Fiction Stories so gut gefallen (egal in welchem Medium: Buch, Comic, Film...)

So beispielsweise das Konzept der Parallelwelten (seit Mitte der 50er Jahre auch ein wichtiger Bestandteil des "DC Universe"), der differierenden (oder auch neu-gestarteten) Timelines usw.

...dazu noch (scheinbar?) ausserirdische Intelligenzen die ein Auge auf die Menschheit haben ("Monitor" bzw. "Guardians Of The Universe" bei DC bzw. "Watcher", "Ronan" & Co. bei Marvel), ständig wechselnde Blickwinkel auf die Protagonisten ("...spielt die aktuelle Folge nun auf "Earth 1", "Earth 2" oder einer einer mit Hybrid-Timeline...") und und und...

Vergangene Woche startete nun auch (endlich) auf ProSieben die 4. Staffel von FRINGE, und damit innerhalb der Serie auch eine neue "Timeline" (quasi ähnlich wie 1986 im DCU nach der "Crisis"-Serie oder 2011 nach "Flashpoint")!




Im Cliffhanger der 3. Season folgte Peter (Joshua Jackson) seiner Bestimmung und betrat die von seinem Vater Walter konstruierte"Doomsday- / Weltuntergangs- Maschine", denn nur er konnte somit den Untergang der in FRINGE gezeigten Parallel- Universen aufhalten. Die Maschine beförderte ihn zuerst in die Zukunft des Jahres 2026 wo er erfuhr, daß das sogenannte "Rote Universum" (eine quasi "Earth 2") komplett vernichtet wurde, sich aber dafür die Lage infolgedessen im "Blauen Universum" (quasi- "Earth 1") drastisch verschlimmert hat.

Peter findet einen Weg in seine scheinbare Gegenwart zurück und macht seinen ursprünglichen Fehler wieder gut. Anstatt eines der beiden Universen zu vernichten, errichtet Peter eine Art "physikalische Brücke" zwischen den Universen; künftig können die "Doppelgänger" sich auf den Erden gegenseitig besuchen und unterstützen. Das große Problem: Peter hat sich selbst damit offensichtlich aus der Zeitlinie gelöscht; die "Observer" (ähnlich dem DC "Monitor" / Marvel "Watcher") sind derweil irritiert, wie es Peter gelingt, auch in dieser neu-gestarteten Timeline wieder zu erscheinen (auch wenn er sowohl für seinen Vater, wie auch Freundin und Kollegen jetzt ein Fremder ist, denn nur er kann sich an die alte originale Timeline erinnern).

Wer nun wissen möchte, wo und wie Peter zwischen dem Finale von Season 3 und dem Start von Season 4 agierte, der sollte einen Blick in das Sonderheft von DC COMICS "BEYOND THE FRINGE" werfen, in dem Schauspieler Joshua Jackson (selbst bekennender Comic- Fan und - Sammler) höchstpersönlich erzählt, welche Abenteuer der von ihm in FRINGE dargestellte Peter erlebt hat.


Zwei DC Comics Cover ("Crisis On Infinite Earths" # 7; 1985)
links die auf "Earth-Prime" ("Blue Earth") veröffentlichte Fassung
rechts die auf FRINGEs "Red Earth" veröffentlichte Version
...schöner Scherz der FRINGE-Autoren; mehr solcher
"alternativer Cover" die in der Show zu sehen waren
gibt's
z.B. HIER !

Beyond The Fringe wird gezeichnet von Jorge Jimenez. (Cover art von Drew Johnson.) Vor geraumer Zeit gab es seitens DC auch regelmäßig erscheinende Digital- (online) Comics um FRINGE, wobei abwechselnd sogenannte "A Storylines" und "B Storylines" veröffentlicht wurden. In den einen werden Geschehnisse aus der TV-Serie weiter vertieft, in der anderen werden "Was wäre gewesen wenn...?"-Szenarien rund um die Charactere der FRINGE- Devision gezeigt.

Joshua Jackson’s (im web) dreiteilige “A” Storyline heißt dann auch “Peter and The Machine” und enthüllt hier einige neue Details.

Im September erscheint auch ein weiterer Sammelband (auch als "Beyond The Fringe"), der nicht nur einen Nachdruck des DC Sonderheftes enthalten wird sondern auch alle bis dahin veröffentlichten Digital Comics zur FRINGE Serie.

Die beiden bisher erschienenen US- Sammelbände zu FRINGE (sowie das Sonderheft BEYOND THE FRINGE) sind bei uns als US-Import im UNFUG erhältlich; das erwähnte neue (dritte) Paperback BEYOND THE FRINGE gibt's bei uns dann ab Anfang September zu erwerben...


...wie einst 1986

FRINGE c) 2012 Warner Bros. / DC

"DCs NEW 52" - "Zero Omnibus" im Dezember!


Artwork: Ivan Reis & Joe Prado

c) 2012 DC


Im vergangenen Jahr veröffentlichte DC COMICS einen megafetten Omnibus, der im Hardcover alle, wirklich alle 52 "Einser"-Ausgaben des DC-Neustarts ("The New 52") nachdruckte. Der Band lief derart erfolgreich (ist auch stets auch bei uns in der Torstraße erhältlich!), das DC jetzt den nächsten "NEW 52"- Omnibus ankündigt:

Der Band "DC Comics The New 52 Zero" wird alle 55 "Zero" ( # 0 ) Ausgaben nachdrucken, die im Laufe des Septembers erscheinen!

Besonders reizvoll diesmal: Im Gegensatz zum ersten "NEW 52"- Omnibus -der jeweils "nur" das erste Heft von 52 verschiedenen Fortsetzungs-Geschichten enthielt!- werden die 55 Stories im "NEW 52 ZERO" Buch in sich abgeschlossen sein und aus den Origins (bzw. neuen Details der Origins) der Protagonisten bestehen.


Der neue Band wird etwa 1330 Seiten Umfang haben und bei uns für ca. € 135 zu erwerben sein. Ein passendes Weihnachtsgeschenk (schenken lassen / selbst verschenken) ist es für DC Fans noch dazu; der Band wird Mitte Dezember ausgeliefert werden.

Israel im Comic (1v3) - Sarah Glidden


Drei Erzählungen, drei Autorenmotivationen, drei völlig unterschiedliche Perspektiven - ausgebreitet auf insgesamt knapp 640 Seiten. Ich will euch drei Titel vorstellen, die den hochkomplexen Gegenstand der israelischen Gegenwart in den Mittelpunkt stellen. Es handelt sich hierbei um die folgenden Comics:
  
Sarah Glidden: Israel verstehen in 60 Tagen oder weniger 
Guy Delisle: Aufzeichnungen aus Jerusalem 
Maximilian Le Roy: Die Mauer  

Israel im Comic (1v3) 
Der erste Comic, den ich bei diesem Triple untersuchen möchte, trägt den etwas arg auf Trigger gebürsteten Titel "Israel verstehen. In 60 Tagen oder weniger". 
Trigger? Ja, denn es stellt sich die Frage - kann die Geschichte eines jeden beliebigen Landes tatsächlich in 60 Tagen - also in einer knappen Sommerferienlänge - verstanden werden? 
Mit der Autorin Sarah Glidden reist eine junge, studierte, sich politisch eher als links stehend wahrnehmende Frau nach Israel. Was sie zu dieser Reise motiviert ist schnell erzählt. Ihr Freund hat arabische Wurzeln und nimmt in den Debatten um die umstrittene israelische Politik häufig eine konträre Position zu ihren Ansichten ein. 
Sie selbst ist eine nichtpraktizierende, säkulare Jüdin, die sich durch die Lektüre zahlreicher Autoren, welche die Siedlungs- und Besatzungspolitik scharf angreifen, ein ausführliches theoretisches (und nach ihrer Auffassung kritisches) Bild zu Israel gemacht hat. Sie möchte aber diesem Bücherwissen eine lebensweltliche Dimension hinzufügen. 
Hier bietet sich der Service des "Birthrights Movement" an. Hinter diesem (politisch etwas aufgeladenen) Begriff versteht man ein kostenloses Reiseprogramm nach Israel, welches durch die israelische Regierung und solvente us-amerikanische Sponsoren finanziert wird. 
Hierbei werden junge Menschen eingeladen, das Land, welches sich als Heimstatt aller Juden versteht, zu bereisen. Es gilt auch als eine Reaktion auf die Shoah und begreift sich selbst als Zeichen eines unabhängigen, stolzen jüdischen Gemeinwesens. Klingt eigentlich hinreissend. Reisen, Tradition selbst erleben - Geschichte verstehen ...
... doch ganz so bonbonfarbenenbunt und simpel ist die Welt, eben selbst in diesem Comic nicht. Geschichtsschreibung bedeutet immer auch eine Verortung des Schreibenden, ist gebunden an einen Standpukt, wurzelt in der strategischen Überlegung, welche Art des historischen Narrativs traditiert werden soll. 
Und so ist auch diese Busreise durch das "heilige Land" nicht frei von Ausschliessungen. Glidden hält (fast beiläufig) fest, dass sie während ihrer gesamten Busreise durch Israel niemals auf Palästinenser oder arabische (oder schwarze) Israelis traf - der Vorwurf einer kritiklosen Schaukastentour liegt in der Luft. 
Man reist zu Marksteinen des neuen israelischen Staatsverständnisses, zu Orten der mythischen Verklärung, aber niemals in die besetzten Gebiete - diese bleiben, sich dem Blick der Autorin entziehend, hinter der monumentalen Mauer verborgen, welche die beiden Völker dieses Landes voneinander abschottet. 
Kritische Fragen werden von den Reiseleitern selten beantwortet, die Kontakte mit den Einheimischen beschränken sich auf ein Minimum. Der Aufenthalt besitzt etwas entrücktes, nahezu absurdes. Man besucht die Kulisse eines Landes und jeder Einwohner scheint seine Rolle beherzt (überzu)erfüllen. 
Gliddens Reise ist die Reise durch ein segmentiertes Land, entlang einer betonierten Linie, die man nicht überschreitet - zumindest nicht bei dieser Busreise. Ihr Blick endet (erzwungenerweise) dort, wo der tatsächliche Verstehensprozess beginnen würde. 
Die Rundreise, welche sie unternimmt, zeigt nur eine Seite des israelisch-palästinensischen Konfliktes und ist somit fraglos minderkomplex, hinzu kommt dass die Reisedauer von 60 Tage ein sehr beengtes Zeitfenster darstellt, welches einer vollständigeren Analyse ebenfalls nicht dienlich ist.
Glidden hat trotz dieser Einschränkungen einen hervorragenden, detailreichen und glaubwürdigen Comic über ihre Reiseerfahrungen verfasst, in dem sie sich als hellwache Chronistin des (reduzierten) israelischen Alltags erweist. 
Denn trotz aller Virtualität dieser Reise durch ein Landes, dass seine Mitbevölkerung ausblendet, gelingt es ihr - gerade in der Abwesenheit der Anderen - die Verwerfungslinien dieses Landes sichtbar zu machen. Somit gelingt es ihr auch die Abwesenden aufzufinden. 
Sie löst sich auch, in den niemals anmaßenden oder gar belehrenden Schilderungen ihrer Erlebnisse, von ihren bisherigen theorielastigen Überzeugungen. Und zeigt auf, dass ein reines Buchwissen, niemals ausreichen kann um komplexe, lebendige Geschichten zu verstehen. Diese können nur erzählt werden, wieder und wieder.
Und eben dieser facettenreiche Reifeprozess wird durch ihre offenherzig ausgestellte Unsicherheit zu etwas besonderem. Meine einzige Kritik an dem Comic ist, dass der Titel verheerend irreführend ist - ein einziges Satzzeichen - ein Fragezeichen am Ende des Titels - hätte eine anderen Erwartungshaltung evoziert und hätte so auf eine (notwendige) kritischere Distanz zum Gegenstand hingewiesen. 
Der zweite Teil des Triples folgt demnächst.