Montag, 11. Juli 2022

kaum zu glauben, aber gut: Not a Boy

Ein Hoch auf das Leseexempar! Obwohl – Not a Boy hätte ich mir wahrscheinlich auch so mal näher angeguckt. Denn Cross-Dressing-Mangas mag ich ganz gern, besonders, wenn's noch ein weiteres mal um die Ecke geht, also der sich als Mädchen verkleidende Junge sich als ein als-Junge-verkleidetes-Mädchen ausgibt. 

Ganz so komplex wird's im ersten Band von Not a Boy (noch) nicht, aber es fängt vielversprechend an.

 Not a Boy 01
(c) Egmont

Kanda-kun, im zweiten Jahr an der Uni, ist einfach eine coole Socke. Sowohl beim im-Unterricht-vor-sich-hinträumen als auch beim Rauchen in der Pause. Kein Wunder, dass er der in Liebesdingen eher unerfahrenen Okuma sofort ins Auge gefallen ist. 

Ein charmant konstruiertes Missverständnis macht aus den beiden ein Paar. Okuma kann ihr Glück nicht fassen, während Kanda... einfach. nicht. die. Kurve. kriegt, ihr zu sagen, dass er doch eigentlich  a  u c h  eine Frau ist. Aber Kanda-kun denkt genau das regelmäßig, wenn Okuma Sachen sagt wie  

"Wahnsinn, Kanda-kun, Du siehst wie eine echte Frau aus!" (von Okuma fürs Crossdressing-Café angeheuert)

"Würde Kanda-kun sich komplett wie eine Frau benehmen, wäre er nicht mehr er selbst." (immernoch im Maidoutfit, aber beim Rauchen) oder

"Tja, Männer sind bei solchen Spielen eben geschickter." (am Greifer-Automaten)

So vertieft sich ihre Beziehung von Tag zu Tag, von Date zu Date ein klein wenig weiter. Und sie passen auch einfach gut zusammen! Natürlich steigt die Zahl der brenzligen Momente bzw. erhöht sich auch deren Grad der Brenzlichkeit, dass doch noch alles auffliegt. Und die geneigte Leserin fragt sich, wie lange die Illusion noch aufrecht erhalten werden kann. 

Hoffentlich lange – ich mag nicht nur die beiden als Paar sonder auch die Punchline ganz gern. Ab Band 2 könnte man dann vielleicht ein Trinkspiel draus machen? Aber vielleicht knickt Kanda-kun ja auch ein und geht doch mit Okuma ins Thermalbad. Ich bin gespannt, wie lange sich der Zeitpunkt der Enthüllung noch hinauszögern lässt.

Ein nettes Detail noch zum Schluss: Okuma trägt jeden Tag andere Ohrringe.

Freitag, 8. Juli 2022

Star Wars Fan Videos: Stormtroopers beim Augenarzt...

 

Die Endlos-Verwurstung  der einst von George Lucas geschaffenen "Star Wars Saga" (Episoden I bis VI) durch den DISNEY Konzern schreitet (leider) munter voran. 

Ob Kino-Filme, die nach der Gründung eines Celluloid-Schutz-Vereins verlangen ("Episode VII, VIII und IX") oder dem auswälzen von Neben-Storylines zu sogenannten "Fernseh"- (= gebührenpflichtiger streamingdienst) Serien ("Mandalorian", "Obi-Wan" & Co.), auch wenn diese z.T. im Widerspruch zu in den echten Star Wars Filmen (I-VI) etablierten Kanon stehen...

Hier zwei hübsch gemachte Fan-Videos (beide schon etwas länger auf youtube verfügbar) die DISNEY durchaus inspirieren könnten zu noch mehr streamingdienst-Serien.

Tatsächlich gibt es ja seit einiger Zeit das Gerücht, das DISNEY mit dem Gedanken spielt, den Original- Star Wars Film (also "Krieg Der Sterne" alias "Episode IV: A New Hope") "zeitgemäß neu verfilmen zu lassen, da der Streifen inzwischen so alt sei..."  (Kotz!)

                       "...nur imperiale Sturmtruppen schießen so präzise."     

(Obi-Wan Kenobi, Episode IV) 

 

Tipp: die reichlich vorhandenen Zuschauer-Kommentare zu den Videos auf der YouTube website lesen. Fast so unterhaltsam wie die Videos selbst!

Mittwoch, 6. Juli 2022

McBAIN (Rainer Wolfgangsee) - Action-Figuren: "Make My Day!" im Simpsons-Style

 

Bekannt aus "The Simpsons": McBain, der Actionfilm-Held, dargestellt von Rainier Wolfcastle (in der dt. Fassung "Rainer Wolfgangsee"), mit dem charmanten österreichischen Dialekt. Das Ganze ist natürlich eine köstliche Parodie auf seinen Kollegen Arnold Schwarzenegger und dessen Filme...

 

Vom Figuren-Hersteller "Super7" gibt es jetzt ein detailverliebtes Action-Figuren Set des Helden, natürlich auf Blister verpackt, wie klassische Action-Figuren aus den 70er und 80er Jahren.

 

Jetzt bei uns erhältlich: "McBain" (in zwei verschiedenen Outfits), seinen Gegenspieler, den Drogenbaron "Mendoza" sowie McBain's Partner, den tödlich verwundeten "Scoey" (inkl. Blutflecken; selbst seine Verpackung / der "Blister" ist von Kugeln durchlöchert! -autsch- ).

Diese vier Figuren basieren auf dem "McBain"  Kinofilm, der in vielen Episoden der "Simpsons" immer wieder erwähnt wird (siehe Fan-Zusammenschnitt oben!) Wolfcastle’s andere Film-Auftritte (wie z.B. in der "Radioactive Man" Verfilmung, oder als Vater in "Help! My Son Is a Nerd!") harren daher noch einer Figuren-Veröffentlichung bei "Super7" in diesem Format.

Rainier Wolfcastle als "Radioactive Man"

 

...meanwhile in Trumpistan


 

Freitag, 1. Juli 2022

Lese-Tipp : "Liebestrasse" - eine Graphic Novel über eine schwule Liebe in Berlin zur Zeit der Weimarer Republik

 


"Liebestrasse" ist eine Graphic Novel, die zuerst in Fortsetzungen online via Comixology Originals veröffentlicht wurde, und nun endlich ihre gedruckte Heimat bei Dark Horse Comics erhalten hat.

Der Band stammt vom Creative-Team Greg Lockard (Autor), Zeichner Tim Fish, dem Koloristen Hector Barros sowie dem Letterer Lucas Gattoni


 Die Offizielle Inhaltsangabe  :

"In den letzten Jahren der Weimarer Republik trifft Sam, ein amerikanischer Bankier, in Berlin auf Philip, einen deutschen Kunstkritiker. Ihre Romanze wird von einer unaussprechlichen Realität getroffen, als die Nazis an die Macht kommen und der Faschismus sie zur Zielscheibe macht. 

Philip wird verhaftet und verschwindet. Sam sucht mit Hilfe von Philips Schwester und Freunden verzweifelt nach Philip. Schließlich hat sich die politische Situation um Sam so weit verschlechtert, dass er gezwungen ist, in die Vereinigten Staaten zurückzukehren. 

Terrorisiert von den Dingen, die er gesehen hat, kehrt Sam schließlich nach Berlin zurück, um Antworten zu finden, als der Wiederaufbau nach dem Krieg 1952 beginnt. Aber die Schuld und sein zerbrochenes Herz haben ihn auf einen dummen Auftrag geschickt, durch eine Stadt, ein Land und eine Welt, die für immer gewesen sind und sich furchtbar verändert hat."

 

 

"Liebestrasse" wurde 2019 digital veröffentlicht und in der Sektion "Comic" bei den GLAAD Media Awards 2020 sowie für einen TRIPWIRE Award 2020 für den besten Original-Graphic Novel nominiert. 

Zu früheren gemeinsamen Arbeiten von  Lockard und Fish gehört eine Reihe von schwulen Kurzgeschichten, die in mehreren Anthologien mit queeren Themen veröffentlicht wurden, darunter "Young Bottoms in Love" und "On the Romance Road"


Anläßlich der Veröffentlichung von "Liebestrasse" in gedruckter Form äußerte sich Autor Lockard gegenüber der Comic-Nachrichten Seite "The Beat":  

„Ich bin begeistert, dass Dark Horse die Printausgabe der LIEBESTRASSE veröffentlichen wird und unsere Geschichte die Möglichkeit hat, neue Leser in Buchhandlungen und Bibliotheken zu erreichen. Wir hoffen, dass die Liebe von Sam und Philip in dieser historischen queeren Graphic Novel moderne Leser auf der ganzen Welt inspirieren und ansprechen wird.“


 "Liebestrasse" erscheint als cirka 120seitiges Paperback, in dem auch ein knapp 30seitiger informativer Anhang enthalten ist, der dem Leser anschaulich den Produktionsprozess dieser Veröffentlichung darstellt. 

Vom plotting der Story (von der Grundidee zur ausgearbeiteten Geschichte) über die Motiv- und Vorlagen- Suche (z.B. in Berlin), von Skizzen und Entwürfen zur fertigen Comic-Seite usw. Selbst auf's lettering und das Design und die Typographie -!- des "Straßenschild-Logo" wird hier anschaulich eingegangen. (...schon detailverliebt das Ganze)

Aber auch die zahlreichen (teilweise literarischen oder cineastischen) Einflüsse auf diese Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der Weimarer Republik wird hingewiesen. Zusätzlich gibt es Hinweise auf (englischsprachige) Sachbuch-Veröffentlichungen zum Themen-Komplex "Homosexuell-in-der-Weimarer Republik". Dies steigert den Lese- und auch Informationswert des Bandes ganz enorm!

 

...ich hatte das Buch vor einigen Tagen sozusagen "frisch aus der Auslieferung" bei uns erworben (als Fan der Arbeiten von Zeichner Tim Fish war ich darauf schon sehr gespannt) und dann  in einem Rutsch gelesen. Die Geschichte (ohne hier zuviel zu verraten) funktioniert auf zwei Zeitebenen. In seinen besten Momenten erinnert mich diese Graphic Novel tatsächlich an Christopher Isherwood's autobiographisch gefärbten Roman "Goodbye To Berlin" bzw. "Christopher And His Kind"Kompliment an das Kreativ-Team!  

Bleibt zu hoffen, das diese Graphic Novel auch baldmöglichst eine deutschsprachige Ausgabe erhält.

 



 

Eine der Inspirationen zur Graphic Novel (natürlich ohne die Musike): "Cabaret", die Musical-Verfilmung, frei nach dem Bühnenstück das widerum auf den autobiographichen Romanen von Christopher Isherwood basiert ...

Montag, 27. Juni 2022

ein Meer der Farben: Anaïs Nin

Anaïs Nin hat einen gewissen Ruf – viele halten sie für eine Autorin von Schmuddelromanen. Weit gefehlt, wie ich finde. In ihrer expliziten Beschreibung weiblicher Sexualität war sie einfach nur ihrer Zeit um einige Jahrzehnte voraus. Ihre frühen Tagebücher, in denen sie (sich) die ersten 25 Jahre ihres Lebens zwischen Europa und Amerika erzählt, haben es in sich. Aber darüber soll es an dieser Stelle gar nicht gehen. Sondern um die farbstarke Graphic Novel:

  Anaïs Nin – Im Meer der Lügen

Die Erzählung setzt in den späten 1920er Jahren in Paris ein. Anaïs und ihr Mann sind gerade aus der Metropole aufs Land gezogen. Eines Tages bring er den Schriftsteller Henry Miller mit nach Hause. Der Rest ist (Literatur-)Geschichte.

Dies vorab: Ich musste die Graphic Novel zweimal lesen. Nicht, weil ich sie nicht verständen hätte, nein, nein, das ist alles tiptop erzählt und – geschickt-angemessen gerafft – zu einem Plot verwoben.

Was mich nachhaltig beeindruckt und in seinen Bann zieht, ist der Zeichenstil von Léonie Bischoff. Beim ersten Hinsehen sieht das aus wie mit einem Kinderbuntstift gezeichnet. So einem mit einer dreifarbigen Mine: gelb, rot, blau. In den Panels werden die drei Grundfarben zu tollen Farbspielen kombiniert. 

Es gibt KEINEN EINZIGEN schwarzen Strich! Und dennoch wirkt die Geschichte beim Lesen nicht übermäßig bunt. Opulent farbig, ja. Aber nicht kaugummi. Und detailliert – oft ist auch der Hintergrund aus unzähligen Strichen zusammengesetzt. Ebenso scheinen bei genauem Hinsehen alle flächigen Farben immer aus den drei Grundfarben zusammengesetzt. Selbst in den dunkelsten Objekten, wie einem Mantel oder Anaïs Haar spielen immer Farben mit. Das erinnert an... den Schatten von Seifenblasen. Der ist nämlich auch bunt. Aber eben auch Schatten. (Wer's mir nicht glaubt, muss es selbst mal ausprobieren.)

Also Ein. Fest. für. die. Augen. 

P.S.: Auch die innere Stimme von Anaïs ist toll dargestellt, mit Wallehaar und deutlich durchtriebenerem Gesichtsausdruck. Und das Gesicht von Anaïs finde ich gut getroffen. In seiner Puppenhaftigkeit. Mit den großen, ausdrucksstarken Augen einer Katze. Mein Favorit aber sind die manchmal auf den Wangen erscheinenden sanft schraffierten Dreiecke. Schaut's Euch an.

Montag, 20. Juni 2022

ein Stück Leben ü50: das unabwendbare altern der gefühle

Eine nackte alte Frau und ein nackter alter Mann sitzen auf dem Cover dieser Graphic Novel. Das ist ungefähr so einladend und nichtssagend wie der Titel. Ich hab' sie dann mal trotzdem gelesen.


Und siehe: Es ward gut. 

Frankreich. Ulysses wird von dem Umzugsunternehmen bei dem er arbeitet, in Frührente geschickt. Plötzlich weiß der Witwer nichts mehr mit sich anzufangen und die Tage ziehen sich wie Kaaaaaaauguuuuuuummiiiiiii. Méditerrannée (ja, ihre Vorname ist Mittelmeer – warum, wird in der Geschichte erklärt) führt nach dem Tod ihrer Mutter den Käseladen weiter. Die beiden lernen sich durch einen Zufall kennen und verlieben sich auf ihre alten Tage ineinander.

Ulysses (also die französische Version von Odysseus) der Möbelpacker, der manchmal etwas ungehobelt daherkommt und Bücher prinzipiell ablehnt, weil sie ihm das Arbeitsleben so schwer gemacht haben. Seine erste Frau hieß übrigens Penelope. Méditerrannée, die als ehemaliges Model sehr kritisch auf den "Verfall" ihres alternden Körpers blickt. 

Das ist so einfach und schnörkellos erzählt, dass es eine helle Freude ist. Die Geschichte wirkt direkt aus dem Leben gegriffen. Mit Charakteren, die auch mit Ecken und Kanten glaubwürdig sind und sympathisch, einem geschickt konstruierten Plot und einem interessanten Twist am Ende, der das Lesevergnügen eher noch steigert. Und die Namen der beiden Hauptfiguren sind eh klasse.

Diese Graphic Novel über das Leben ü50 ist für alle, die selbst keine Angst vorm Altern haben. Aber auch, wer noch etwas Zuspruch benötigt, wird nach der Lektüre weniger sorgenvoll auf das blicken, was unweigerlich auf uns alle zukommt.

P. S.: Eine nette kleine Prise französischer Kultur ist der Graphic Novel erhalten geblieben: So siezt man sich hier auch noch nach dem ersten Kuss.