Montag, 21. September 2009

Die chronologischen Chroniken

oder

Wie chronologisch ist das denn ?!



„Die Blueberry Chroniken verstehen sich als exklusive Blueberry Werkausgabe, in der die Abenteuer des Helden erstmals streng chronologisch und in einer sorgfältig editierten Fassung erscheinen...“, so tönt es vollmundig auf der Rückseite eines jeden neuen Bandes mit den gesammelten Abenteuern unseres allseits beliebten Heißsporns mit der markant-charmant zermatschten Nase und während man dem zweiten Teil der Behauptung, dem über die edel editierte Ausgabe, nur zustimmen kann, haut Ersterer nun leider mal überhaupt nicht mehr hin!!


Bis zum Band 12 der Hardcover-Reihe war noch alles in Butter: DIE Geschichten, an denen Giraud, ob nun als Texter oder als Autor, verantwortlich zeichnete, wurden, wie vorgesehen, schön der Reihe nach und bis zu ihrem aktuellen Stand veröffentlicht; erfolgreich, so erfolgreich, dass man sich auf Verlagsseite flugs dazu entschied, die zunächst verschmähten Jugendabenteuer Blueberys OHNE direkte Giraud-Beteiligung nun doch noch in diese Edition mit einzubinden.


So weit, so wünschenswert auch auf Seiten der Konsumenten, obschon die sehr zähen, schablonenhaften und recht schnarchigen Jugendbände der letzten Jahre sicher nicht unbedingt zu den Highlights der Serie gehören. Bei der Umsetzung dieser späten Entscheidung verspielte man jedoch gleichzeitig, und das schmerzt, ein weiteres Mal fahrlässig-grandios die Riesenmöglichkeit, eine tatsächlich rundum gelungene Gesamtausgabe zu gestalten, das ganze sicherlich beurteilt mit dem realitätsfernen Blick des nerdigen Fanboys, und doch wog er nicht minder schwer, dieser Wunsch, nach Jahren, fast Jahrzehnten des Darbens vielleicht doch in den Genuss einer ebensolchen Super-Duper-Ausgabe zu gelangen.


Denn was musste man still erdulden in den vergangenen Jahren: Angefangen mit den maschienengeletterten Kiosklappen diverser Kraut-und-Rüben-Reihen wie den „Zack-Alben“ oder der „Großen Edelwestern“, dann der Rechtsstreit der französischen Mutterverlage, der unter anderem zu unsinnigen Rumpfveröffentlichungen bei Carlsen führte, die Softcover-Edition von Ehapa, die erste, die sich anschickte eine Komplettedition sein zu wollen, die aber, auch nach Abschluss der Rechtsstreitigkeiten, weiter daran krankte, dass man die Jugendbände wüst mit den späteren Abenteuern mischte, ein (!) Band der Reihe erschien zudem mit einem farblich abweichenden Buchrücken, was im Bücherregal einfach scheiße aussieht, ja ja, auch solche Kleinigkeiten können Sammlern großen Kummer bereiten!


Doch was ist nun aktuell wieder schief gelaufen? Mit der Entscheidung des Verlages nach Band 12 die zeitlich früher angesiedelten Jugend-Stories einfach als Band 13ff ranzuheften, hat man das selbst proklamierte Vorhaben des lesbaren - weil eben chronologischen- Epos unwiederbringlich aufgegeben.


Sinnvoller, wenn auch sicherlich aus kaufmännischer Sicht riskanter, wäre in diesem Fall wohl eine, meinetwegen auch farblich abgestufte, Jugendedition beginnend mit Band 1 gewesen (der Gedanke, wie man dann wiederum mit den schon in Band 1 der Hauptserie veröffentlichten Giraud-Jugendkurzgeschichten verfahren hätte sollen, bleibt hier mal vernachlässigt, da solche Überlegungen bekanntlich zu nichts führen, außer notorische Nörgler in den Wahnsinn zu treiben..).


Giraud ist produktiv wie nie -neben vielen Projekten für den amerikanischen Markt zeichnete er in den letzten Jahren u.a. einen kompletten Band der Serie XIII, führt seine Grubert-Story weiter als „Le Chasseur Deprime“ und findet darüber hinaus noch Zeit, sich selbst zeichnerisch in bislang 5 Bänden „Inside Moebius“ karikierend zu beleuchten- und spätestens wenn der altersagile Tausendsassa seinen nächsten Blueberry vorlegt ist das Zeiten-Chaos perfekt! Es darf also weiter gedarbt werden. McNutz


Blueberry Chroniken # 14 – soeben erschienen