Ein realer Gerichtsprozess liegt dieser künstlerischen Bildreportage zugrunde. Die Ausstellung »Verbotene Kunst 2006« zeigte nur durch Gucklöcher Werke, die aus religiösen, politischen oder weltanschaulichen Gründen im Laufe des Jahres in den Galerien und Museen nicht gezeigt wurden, und provozierte derart viele Anzeigen und Klagen, dass die Ausstellungsmacher vor Gericht gestellt wurden. Dieser an Schauprozesse erinnernde Prozess wurde zum Politikum.
Die Künstlerin Wiktoria Lomasko und der Journalist Anton Nikolajew verfolgten und dokumentierten die einzelnen Sitzungen im Gerichtssaal. Sie schildern den Prozess, der sich lange zog und teilweise groteske Züge annahm, mitsamt seinen Umständen. Ein in seiner Art einzigartiger Bericht, ein faszinierendes Spiel mit Engagement und Dokumentarismus, das die Berichterstattung zu einer eigenen, neuen Kunstform erhebt.
Wiktoria Lomasko, Anton Nikolajew
Verbotene Kunst
Eine Moskauer Ausstellung
176 Seiten, gebunden
150 Abbildungen
Aus dem Russischen und mit einem Nachwort von Sandra Frimmel
ISBN: 978-3-88221-984-5
Preis: 19,90 €
Glasnost im Gericht
Viktoria Lomasko, die sich als Expertin für graphische Gerichtsreportagen einen Namen gemacht hat, findet, dass die Genregrenzen zu eng gesteckt seien. Immer noch experimentiert sie, wobei sie es wichtig findet, sich an russischen Traditionen zu orientieren. Sie hält in ihren Bildgeschichten das Leben der aus der Großstadtperspektive völlig verdrängten Landbevölkerung ebenso fest wie das von aus Mittelasien stammenden Arbeitsmigranten oder jugendlichen Insassen von Strafkolonien. (in: Jungle World - 16. Februar 2012)
Werke von Viktoria Lomasko wurden in Ausstellungen in Erlangen 2012 beim Internationalen Comic-Salon und dem Poetenfest gezeigt, wo auch ganz aktuelle Arbeiten zu sehen waren, die sie am Rande des Prozesses gegen die Punk-Band “Pussy Riot” angefertigt hat:
Vortrag im Goethe-Instituts Russland von Victoria Lomasko:
"Die Grafik-Reportage. Besonderheiten des Genres"