Montag, 23. September 2013

"South Africa Revisited" - Eine Ausstellungsreihe mit südafrikanischen (Underground-) Comic-KünstlerInnen in Berlin

In einer dreiteiligen Ausstellungsreihe unter dem Titel “South Africa Revisited” zeigt die Berliner Galerie Zwitschermaschine Arbeiten einer Reihe südafrikanischer Comic-Künstlerinnen und -Künstler.



Flyer zur Ausstellung von
Sebastian Borckenhagen
Über die südafrikanische Comic-Szene ist hierzulande auch fast 20 Jahre nach dem Ende der Apartheid so gut wie nichts bekannt. Mit Karin de Villiers "Meine Mutter war eine schöne Frau" aus dem Jahr 2005 und Joe Dalys "Doppeltes Glück mit dem roten Affen" sind bisher lediglich zwei südafrikanische Comics auf Deutsch erschienen.

Die Ausstellung "South Africa Revisited" präsentierte einige der Protagonisten der südafrikanische Comicszene und verwandter Randbereiche und erlaubt einen Blick in die komplexen gesellschaftlichen Verhältnisse des heutigen Südafrikas. Gerade in der sich im Umbruch befindlichen Gesellschaft mit ihrer jüngeren Historie der Apartheit und deren bis heute prägenden Folgen, gibt es viele Tabus, die auch mit Hilfe des hybriden Mediums Comic zunehmend aufgebrochen werden.

Sexismus, Rassismus, Korruption und die anhaltende Ungleichheit, aber auch ganz persönliche Alltagsgeschichten sind die zentralen Themen der ausstellenden Künstler. Ästhetisch wird in der Ausstellungsreihe eine Vielfalt an Positionen und Vorstellungen präsentiert. Die Verweise und Bezüge reichen von Herge über US-amerikanischen Underground der 60er Jahre bis zu französischen und US-amerikanischen Independent Comics der 90er Jahre, die vor dem spezifisch südafrikanischen Hintergrund eine Eigenleben entwickeln. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeiten liegt auf der Schnittstelle von Sprache und Poesie mit grafischen und visuellen Künsten.

Der Ausstellungskatalog
ist auch bei uns erhältlich:

We Are Not Armed:
Südafrika jenseits der Apartheid

ISBN 9783935146555
36 Seiten | Heft | 17 x 24 cm
4,80 Euro

Noch bis zum 29. September sind in der ersten (von drei) Ausstellungen "South Africa Revisited I" Arbeiten von Karlien de Villiers, Thembinskosi Kohli und Sebastian Borckenhagen zu sehen.

Weiter geht's dann im Oktober und November mit Teil 2 und 3:

5.-13. Oktober 2013
Anton und Mark Kannemeyer, Danie Mairas, Diek Grobler
Vernissage 4. Oktober 19 Uhr
in Anwesenheit von Anton und Mark Kannemeyer

2.-10. November 2013:
Nathan und Andre Trantraal, Ronelda Kamfer, Joe Daly
Vernissage 1. November 19 Uhr


Galerie Zwitschermaschine
Potsdamer Strasse 161, 10783 Berlin
Öffnungszeiten: Do–So 15-19 Uhr



Hier noch ein interessantes Fernsehinterview* mit Comicautor Danie Marais zur Ausstellung - und wie ein Berlin-Aufenthalt die südafrikanische Comic-Szene mitinitiierte...

*entstanden zur Eröffnung dieser Wanderausstellung in Bremen 2011


Und hier eine Reportage von ARTE Metropolis über die südafrikanische Comicszene anlässlich des Festivals in Angoulême von Januar 2009:

emails von JULES… heute:" U-Comix"

Es ist diese Erinnerung an den "Local Hero" meiner Kindertage, die für mich sehr eng mit der Erinnerung an U-Comix verbunden ist. So jemanden gab es anscheinenden in jeder größeren Gruppe von Heranwachsenden. Jemanden, der ein klein wenig älter, ein klein wenig schlauer, ein klein wenig kräftiger ist - und vor allen anderen an den coolen Stoff kam. Den Kram, den die Erwachsenen iggi-bäh fanden und den wir uns selbst nicht kaufen konnten. (Kaufen? Das war damals ein anderes Problem, verschwunden im Nebel der sentimentalen Erinnerungen und tut hier nichts zur Sache.)

Jedenfalls war dieser Jemand auch der erste, der rauchte, der demonstrativ schwarz trug & schwarz fuhr. Er war ein Vorbild für uns, das wir uns selbst ausgesucht hatten und wir lauschten seinen Witzen, Geschichten und Statements von fundamentaler Größe! Diese Zeit prägte uns alle als (zugegebenermassen nicht-rauchende, anti-alkoholische) Nerds, was ja nicht das schlechteste ist. Die Zeit verging, wir alle wurden älter - auch dieser Jemand - und nun ja…

Einige Leute ändern sich nicht wirklich. Aber die Zuhörer ändern sich. Und die alten Geschichten … sind nicht mehr so witzig, wie sie damals waren. Oder uns zumindest erschienen waren. Soll das heissen, der "Local Hero" meiner Kindertage ist ein peinliches "BMO" [Black Moving Object] geworden? Natürlich nicht! Zwar trägt der immer noch ausschließlich schwarz, aber ich freu mich immer noch wenn ich ihn sehe! Was nicht soo oft vorkommt, andere Stadt, die Kinder, der Job, Streß in jeder Hinsicht. Naja. Isso.

Als ich ihn letztens mal wieder traf sprachen wir auch darüber [Älterwerden & Geschmacksverschiebung] und er deklarierte es direkt im besten alter-Prediger-vom-Berg-Ton als "BBS" [BuffaloBillSyndrom]! Huh?

Nun, anscheinend war Buffalo Bill ursprünglich wirklich ein Cowboy/Goldgräber/Pony-Express-Held gewesen, wurde dann leider zu alt für den Sh*t und etablierte als Erster große Wild-West-Zirkus-Shows! Für Europa! Damit die doofen Europäer mal sehen konnten was echte Cowboys und original Indianer sind! Original Indianer? Klar - "Sitting Bull" kam auch mit. [Einschub: Heute kann ich ja über Wikipedia kurz nachsehn' ob das stimmt. Aber die Geschichten erscheinen immer noch etwas "überdimensioniert".]

Wir kamen dann auch zu der Frage, ob es nicht doof ist, wenn die Leute immer nur den gleichen, alten Scheiß hören wollen, ob man sich nicht irgendwann weiterentwickeln sollte [aber wohin könnte sich Buffalo Bill denn entwickeln? Buffalo Chelsea?] und was passiert wenn die Dinge für die man früher gelobt wurde irgendwann gesellschaftlich aber sowas von nicht mehr pc sind … Indianer töten, Büffel ausrotten und so. Uncool. Hätte man vielleicht auch Lone Ranger Johnny Depp sagen sollen. Andere Geschichte & nächstes Bier.

U-Comix # 182
Undergroundcomix 2013
GratisComicTag
17 x 26 cm | Softcover | 48 Seiten in Farbe
nicht mehr erhältlich

U-Comix # 183
Undergroundcomix 2013
17 x 26 cm | Softcover | 52 Seiten in Farbe
5,00 EUR

U-Comix # 184
Undergroundcomix 2013
21 x 29 cm | Softcover | 68 Seiten in Farbe
5,00 EUR
Um zum Punkt zu kommen:

U-Comix ist zurück! YES! Sehr gute Nachricht! Hatte ich seit meiner Kindheit (s.o.) nicht mehr gesehen! Meine Erinnerungen waren zwar etwas verschwommen, aber durchaus positiv!

Natürlich läuft man bei so einem Klassiker auch Gefahr in die "Buffalo Bill"-Falle zu tappen: Den alten Kram immer wieder zu erzählen, was ja irgendwann nur noch alte Kamellen sind, die niemanden mehr vom Hocker reissen. Und jaaaa gut. Die ersten Hefte sehen ja schon sehr vom Geist der Siebziger/Achtziger Jahre durchdrungen aus.

Aber - weit gefehlt! Was zuschnappte war die andere "Buffalo Bill"-Falle, (Version 2.0). Nicht alles, was damals ok war (Büffel abknallen, Indianer skalpieren [Yellow Hand], im Bürgerkrieg auf der falschen Seite kämpfen) ist da ein paar Jahre später immer noch ok! Einiges geht so gar nicht mehr! So wirklich nicht! Nachhaltig demonstriert bei der dritten Folge der neuen U-Comix (No. 184).

[An dieser Stelle kam der Wunsch auf, ich solle dochmal an so zwei bis drei Beispielen erläutern, was und warum denn so schlimm wär. Ähhhhhm. Nein. Es ist streckenweise gequirlte Hundekacke. Bitte nehmt mein Wort dafür. Ich lebe in Berlin und ein Blick auf Berliner Strassen gibt euch sofort eine hinreichende Information dazu, was Hundekacke ist. Eklig. Spricht das gegen Berlin? Natürlich nicht. Die Stadt besteht ja auch mehr als nur aus Hundekacke auf den Strassen. Berlin ist teilweise toll und U-Comix ist es auch und beide haben genauso ihre besch** Seite.]

Also, damit ihr mich nicht missversteht: U-Comix war auch damals schon eine wilde Mischung von mies, geil, toll, geschmacklos und hast-du-nicht-gesehn … In einer der neuen Folgen haben sie arg ins Klo gegriffen. Kann passieren.

Aber ich habe bei dem fraglichen-berüchtigen Heft an zumindest zwei Geschichten (Donald-Parodie und Goldlocks wird von den BedBugs gefressen) herzhaft grinsen müssen! Und den 50jährigen Punk fand ich auch klasse! Selbst wenn er auf dem Rechenschieber SuperMario spielt! (DAS will ich sehen.)

Und - jaaaa - es ist was für Erwachsene. War es damals und ist es immer noch.

In diesem Sinne: Sommerzeit ist Comiczeit!

Mit spätsommerlichen Grüßen,
JULES