Freitag, 16. Juni 2017

Vom "WunderGirl" zur "WunderFrau": WONDER WOMAN in deutschen Comics



"Diana Prince" alias "Wonder Woman" erschien vor deutschem Comic-Publikum anfangs nur als Hintergrund- Character.

In "Superman" # 8 / 1968 (also dem dritten Jahrgang der DC-Serie des Ehapa Verlags) konnte man die Amazone erstmals in Deutschland ganz kurz in wenigen Panels einer "Lois Lane"-Story sehen. Dies geschah in einer Art group-shot der kompletten "Justice League Of America" (die hier ebenfalls erstmals in deutschen Landen zu sehen war). Das Ganze war für Diana also nicht mehr als ein Cameo-Auftritt...

Ein Jahr später (in "Superman" # 9 / 1969) tauchte "WunderGirl" (so tauften die Ehapa- Übersetzer die Figur um, vermutlich um eine Namensähnlichkeit zum damals schon populären "Supergirl" herzustellen) erneut nur als Hintergrundfigur auf... (als JLoA - "Groupie" der während des Startschuß des ersten Wettrennens zwischen "Superman" und "Flash" (Barry Allen) die beiden anfeuert.


Im Laufe der mehrteiligen "Sandman Saga" (auch bekannt als "Kryptonite Nevermore"), innerhalb der "Superman" erstmals eine Art Modernisierung bzw. Relaunch erfahren sollte, tauchte in den Abschluß-  Heften dieser Storyline die jetzt superkraftlose Karate-Expertin "Diana Prince" auf; gemeinsam mit Ihrem damaligen Mentor "I-Ching" (in "Superman" ## 22 + 26 / 1971). (Wonder Woman - Fans sprechen gern von dieser Version Dianas als ihre "Emma Peel"-Phase ;)


"Karate-Diana" vs. orientalischen Kriegsdämonen
(der zuvor bereits "Superman" krankenhausreif -!- prügelte)
in "Superman" # 26/1971 (bzw. US # 242)

Erstmals richtig im Mittelpunkt einer Story in Deutschland war "Diana Prince" dann tatsächlich erst  im ersten Heft des achten Jahrgangs ("Superman" # 1 / 1973, Abb. ganz oben rechts!). Hier schaffte sie es nicht nur als Haupt-Character (neben "Superman") in die Story (eine Übernahme aus dem damals als "Superman"- Team-Up- Titel fungierenden US - "World's Finest" Comic!) sondern auch auf's Cover!

Die Story selbst war allerdings ein ziemlich schräger Mix aus Science Fiction (Zeitreise, andere Dimensionen) und damals zeitgenössischen "Tagesthemen" (wie Umweltzerstörung, Studentenunruhen usw.).

Im Jahre 1976 feierte der Ehapa Verlag schließlich stolz "10 Jahre Superman im Ehapa Verlag"; tatsächlich bezog sich das natürlich auch auf einen Großteil anderer DC Lizenz- Serien bzw. -Figuren (wie "Batman", "Supergirl" usw.).


Anläßlich dieses Jubiläums baute man das DC - Programm bei Ehapa dramatisch aus (damals war es dort aber noch nicht üblich, die Comics auf deutsch unter dem Label des US- Verlags-Namens zu veröffentlichen... Alle DC - Neustarts bei Ehapa erschienen daher stets unter dem "Superman präsentiert:" Signet (weil "Superman", auch Dank der erfolgreichen Kinofilme, in Ehapas DC-Veröffentlichungen die mit Abstand populärste Figur war).

So kam es ab Sommer 1976 zur Veröffentlichung der "WunderGirl" - Heft-Reihe, die es bei fortlaufender monatlicher Erscheinungsweise auf immerhin 96 Ausgaben brachte! (Die ersten 47 Hefte waren noch fortlaufend nummeriert; ab dem Jahrgang 1980 erhielten die Hefte dann eine Jahrgangsgebundene Nummerierung, wie sie seit 1966 bereits bei der "Superman" - Hauptserie üblich war.)


Ehapa stieg in seinem "WunderGirl" mit den US-Ausgaben aus dem ca. # 210er -Bereich ein und veröffentlichte hier erstmals jene Geschichten, in denen Mitglieder der "Gerechtigkeits-Liga" ("Justice League Of America") "Diana" bei ihren Abenteuern beobachten um ihr im Anschluß die erneute Mitgliedschaft im Team anzubieten (denn sie hatte, nach dem Verlust ihrer Kräfte innerhalb ihrer US- Heft- Reihe -ca. ab # 178- die "JLoA" verlassen; den kompletten Storybogen mit einer superkräftelosen "Diana Prince" -ca. US # 178 bis 203 aka "Diana Prince: The New Wonder Woman"-  übersprang man aber auch bei Ehapa komplett; lieber fischte man sich schräge Einzel-Stories aus dem vorhandenen US- Fundus) ...

Schnell holte Ehapa den Vorsprung (von damals ca. zwei Jahrgängen) zu den US- Ausgaben auf; dies ermöglichte dem Verlag auch recht zügig ältere Stories aus der Zeit von Ende der 50er bis Anfang der 70er Jahre nachträglich zu veröffentlichen (dies meist als "Back-Ups" / Zweit-Geschichten im Heft). Hierbei kam auch z.T. sehr kurioses Zeugs zum Abdruck...


Die deutsch-sprachigen Abenteuer Dianas kamen schließlich im Herbst 1983 vorzeitig zum Ende. Die letzte Heft-Ausgabe (# 10 / 1983) veröffentlichte Material aus aktuellen US- "Wonder Woman" Heften. Die direkt daran anschließenden Stories (aus US- "Wonder Woman" ## 308 - 312) veröffentlichte man noch in Form eines Superbandes ("Superman's Freunde" # 2) bzw. Albums ("Superman's Freunde" # 6).

Damit endeten die deutschsprachigen Abenteuer der Amazone nur knapp vor dem Ende der US- Serie. "Wonder Woman", Vol. 1 wurde 1986 nach über vierzig Jahren Laufzeit von DC beendet (um dann einige Monate später durch Vol. 2 ersetzt zu werden).


Als Sammler / Leser hätte ich mir damals schon gewünscht, das Ehapa zumindest die letzten drei Hefte der US- Reihe (## 327 bis 329) noch veröffentlicht, in denen "Wonder Woman" die Amazonen und die Götter der griechischen Mythologie in eine letzte Schlacht gegen den Erz-Nemesis "Anti-Monitor" aus der damals laufenden "Crisis On Infinite Earths" führt. (Aber Ehapa hatte damals ja schon auf einen Komplett-Abdruck der "Crisis"-Serie verzichtet, so das es im letzten "Superman"-Heft - Jahrgang (1985)  (und den Taschenbüchern) unentwegt Hinweise auf Ereignisse aus der "Crisis" gab, die ein deutscher Leser gar nicht kennen konnte (wie etwa die Tode von "Flash" und "Supergirl usw.). Von daher macht das Weglassen der letzten Ausgaben der originalen "WW"-Serie irgendwie sogar einen schrägen Sinn --- (?)



Die wirklich empfehlenswerten und exzellenten Geschichten aus "Wonder Woman", Vol. 2 (ab 1987), für die Texter und Zeichner in Personal-Union George Pérez damals sogar Antiken-Museen besuchte und auch ausgiebigst deren Ausstellungs-Kataloge studierte (Internet gab's ja noch nicht!) um seine Version von Diana so nah wie irgendmöglich an der griechischen Mythologie zu orientieren, wurden leider, leider größtenteils nie in Deutschland veröffentlicht...

Mir völlig unverständlich, bilden doch gerade die frühen Ausgaben von Vol. 2 (ca. ## 1 bis 25, die von Pérez nicht nur getextet sondern auch gezeichnet wurden!) den m.M.n. besten Einstieg in die Welt von "Wonder Woman" und ihrer der Mythologie entnommenen Supporting Characters!




(Der erste Storybogen aus Volume 2, also die Ausgaben ## 1 bis 7, wurden kürzlich erstmals auf deutsch innerhalb der "DC Graphic Novel Collection" veröffentlicht. Mir mißfiel hier allerdings, das in der deutschen Übersetzung einige mythologische Figuren statt bei ihren griechischen Namen plötzlich wieder römische Bezeichnungen bekamen.

...das mag jetzt kleinkariert klingen, aber seit George Pérez `87er- Neustart von "Wonder Woman" achteten er und die nachfolgenden Autoren in der US- Ausgabe schon darauf, das die mythologischen Figuren korrekterweise beim griechischen Namen genannt werden; also z.B. "Heracles", nicht etwa "Hercules"!  Bis 1986 (also im ersten Volume der WW-Reihe) legte man bei DC nie besonderen Wert darauf, wie die mythologischen Figuren genannt werden - es herrschte ein römisch-griechisches Namen-Wirrwarr.)


Es wäre traumhaft, wenn Panini sich dazu entschließen könnte, diese frühen WW- Comics von Pérez endlich 'mal komplett auf deutsch zu veröffentlichen (als sehr umfangreiche Paperbacks sind in den USA bei DC bisher zwei Bände -mit den etwa ersten zwanzig Ausgaben plus Annual plus reichlich Bonus-Seiten!- erschienen, die man bei Panini ja als Vorlage nutzen könnte...)


Spätere WW- Stories aus dem 2. Volume der Serie veröffentlichte der Stutttgarter Dino-Verlag vor vielen Jahren als siebenteilige Mini-Serie (# 0, 1 - 6). Hier druckte man einen von Autor William Messner-Loebs getexteten Storybogen, der aber in erster Linie große Popularität erlangte, weil Zeichner Mike Deodato, Jr. "Diana" nicht nur ein für sie absolut untypisches Leder-Biker / SM - Outfit - ! - verpasste, sondern sie unter seinem Zeichenstrich plötzlich auch 'ne Figur hatte die wirkte, als hätte man einer extrem langbeinigen "Barbie"- Puppe zwei Melonen auf Brusthöhe montiert... naja.


...und bei Panini folgte dann später noch eine lesenswerte weitere (vierteilige) Mini-Serie, in der Material aus US- Vol. 2 (Nummernbereich um Heft 170) zur Veröffentlichung kam (inklusive einer "must-read"- Story in der sich Diana und Lois Lane Kent ausgiebigst über Clark / Superman austauschen!)

Seit 2012 erscheinen nunmehr bei Panini die (zumindest aus meiner "Fanboy"-Sicht) nicht so tollen Geschichten aus der "New 52" - Ära (in Form von Paperbacks), derzeit gefolgt von der wirklich exzellenten "Rebirth" - Ära Version von "Wonder Woman".